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Tipps & Tricks Nr. 94 – Mithilfe des Körpers aus einem »Thema« aussteigen

Es gibt viele Momente in einer Focusing-Sitzung, in denen es sinnvoll sein kann, einfach nur den eigenen Körper wahrzunehmen und mich mit mir selbst zu verbinden. Ich meine hier tatsächlich die Wahrnehmung des rein physischen Körpers und seiner Bewegungen (zum Beispiel die Atmung). Noch effektiver wird dies, wenn ich eine oder beide Hände auf meine Körper lege, um wortwörtlich wieder zu mir zu kommen.


Nur den eigenen Körper wahrzunehmen gleicht einem Ausstieg aus einem »Thema«, mit dem ich gerade zu tun habe. Ich unterbreche innerlich eine selbst geschaffene Verwicklung, eine selbst geschaffene Welt - wie immer die auch aussehen mag. Beispiele für solche Situationen könnten sein:


Ich bemerke, dass ich

  • über mich (etwas) spreche (anstatt von einem Felt Sense in mir)

  • meinem Gegenüber etwas erkläre (anstatt in meinem Prozess zu sein)

  • es unangenehm finde zu schweigen und abzuwarten, was sich zeigt und formt

  • Dinge für mein Gegenüber produziere (um nicht ________ [langeweilig?] zu wirken)

  • starke Emotionen erlebe, mit denen ich im Moment nicht in Präsenz kommen kann

Es zeugt von einiger Erfahrung, wenn ein Focuser in solchen Momenten sagen kann: »Ich merke, das ich gerade ____________ (siehe Beispiele oben) und ich nehme mir Zeit, einmal ganz zurückzugehen und einfach nur meinen Körper wahrzunehmen.«


Noch deutlicher wäre diese Version: »... und ich nehme mir Zeit, einmal die Augen zu öffnen, kurz aufzustehen, durchzuatmen und dann kurz ganz von vorne anzufangen.«


Entspannt sein

Es ist interessant, mit solch einem Vorgehen zu experimentieren, speziell für alle von uns, die Focusing gerne »gut« oder »richtig« machen möchten ;-). Nichts kann hinderlicher sein, als allen Humor zu verlieren und zu versuchen, eine Methode effektiv, richtig, gut »auf ein Problem« oder »auf mich« anzuwenden.


Besser ist es, sich mit Focusing zu entspannen und die Erfahrung zu machen: Prozesse sind robust und unkaputtbar und können es gut leiden, nicht wie ein rohes Ei behandelt zu werden.


Der Anfang von allem Erleben

Diese Oszillation zwischen der Wahrnehmung des physischen Körpers und den Inhalten im Prozess, die aus dem Felt Sense entstehen, ist im Focusing essentiell - nur eben meistens subtiler; wenn ich zum Beispiel einlade:

»Sie nehmen also _____________ wahr; und schauen Sie einmal, welche Resonanz Sie im Körper bekommen, wenn Sie das hören - ob dieses Wort stimmig ist oder ob noch anderes auftaucht.«

In diesen Momenten steige ich in gewisser Weise auch immer ein Stück aus dem Thema aus und lasse mich darauf ein, nicht zu wissen - offen zu sein, was immer noch auftauchen mag.


Und auch zum Ende einer Sitzung hin kann es sehr angenehm sein, nur den Körper als ein leeres Gefäß wahrzunehmen oder wie ein lebendiges Instrument, das gerade nicht gespielt wird. Denn dieses Fühlen, der Felt Sense. ist der einfache Anfang bzw. das Fundament des Erlebens, Denkens, Entscheidens, Fühlens, Verstehens - auch im Alltag.

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