Letztens kam ich mit meinem Sohn von der Schule nach Hause; es ist seine zweite Woche in der Schule. Am Tisch sprechen wir gemeinsam über das Erlebte, und ihn interessiert insbesondere, ob ich in der Schule von größeren Kindern geärgert wurde. Mitten in der Diskussion – das Themas ist spannend – erklärt mein Sohn: „Ich finde es so gut, mit dir darüber zu sprechen."
Dann fällt ihm etwas auf. Er sagt: „Ich habe mich verändert.“, und führt aus „Als ich im Kindergarten war, dann wollte ich zuhause immer nur spielen, spielen. Und jetzt ist das nicht mehr so; ich mag es, mit dir zusammen zu sein und zu reden.“
In diesem Moment kam ich aus dem Staunen nicht heraus. Wie genau Kinder sich schon im Alter von 6 Jahren wahrnehmen können. Das war mir bis jetzt nicht klar. Auch wurde mir wieder einmal klar, wie spannend das Leben sein kann, wenn das Neue im Fokus liegt. Das, was am Entstehen ist, was neu ist.
Im Focusing liegt durch die Arbeit mit dem Felt Sense die Veränderung offen vor mir. Sie ist oft sehr kleinschrittig. Es ist eine Freude es mitzubekommen, wie Veränderung stattfindet oder dass sie stattfinden möchte: Dieser lebensbejahende Wunsch in jemandem, neu zu werden – und natürlich wie dies durch Raumgeben und Zuhören stattfinden kann.
Wenn sich etwas im Leben radikal ändert, wie zum Beispiel durch eine chronische Einschränkung/Erkrankung oder einen schmerzhaften Verlust, dann geht es natürlich erst einmal darum, dort hinzuspüren und damit zu sein, mit all den Entwicklungen und Phasen die dazugehören.
Die Veränderung hat stattgefunden
An einem gewissen Punkt aber gibt es die Erkenntnis „Mein Leben hat sich verändert.“ oder „Mein Körper hat sich verändert.“ oder „Ich habe mich verändert.“ oder „Etwas ist anders, und ich weiß nicht genau was.“ – und ab diesem Punkt geht es dann außerdem darum, dieser schon stattgefundenen Veränderung Rechnung zu tragen und sich den neuen Möglichkeiten zu stellen, die sich daraus ergeben.
Es ist dann so, als ob ich erst später mitbekomme, dass sich etwas verändert hat. Alltag für alle, die mit Kindern zusammenleben. Es ist ein ständiges Mitentwickeln und Mitwachsen.
Fühlt sich gut an, auf dem Laufenden zu sein
Dies ist die Idee, wenn ich im Unterricht sage „Bleiben Sie mit sich selbst auf dem Laufenden.“ Denn bekommen Sie nicht mit, dass eine Veränderung schon stattgefunden hat, dann werden Sie sich in Konflikten, Problemen und immer wiederkehrenden Schwierigkeiten wiederfinden.
Überall dort, wo Sie nicht mit sich auf dem Laufenden geblieben sind, sind Sie tatsächlich in „alten“ Mustern, Beziehungen, Vorstellungen und Überzeugungen gefangen. Und überall dort, wo Sie mit sich selbst auf dem Laufenden bleiben, entsteht ein Gefühl von Richtigkeit, Sinn und Klarheit.
Es wartet auf Sie, manchmal sehr lange Zeit
Die Frage ist deshalb oft: „Wo bleibe ich ab?“ oder „Wo bin ich in all dem?“ – Und ja, dann geht es wieder darum, zuzuhören, Raum zu geben, zu verstehen. Am besten mindestens einmal die Woche :-).
Versuchen Sie nicht, sich zu verändern. Besser ist es, im Focusing mitzubekommen, was sich verändert hat (und auf Sie wartet) oder verändern möchte (und auf Sie wartet). Es wartet Neues auf Sie – aber nur, wenn Sie da sind.