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Tipps & Tricks Nr. 49 – Ist der Schritt des Begrüßens zu laut, unnötig?

Jemand stellt folgende Frage:


„Ich hab mich mit dem Schritt des Begrüßens beschäftigt: Ich weiß letztlich gar nicht, was damit gemeint ist: ‚Hallo sagen‘? Oder einfach nur eine achtsame Präsenz an sich? Also eine innere Haltung des Willkommenheißens? Mir scheint, dass Teile allein dadurch, dass sie auftauchen, zeigen, dass sie sich begrüßt fühlen. Jedes offizielle ‚Begrüßen‘ erscheint mir dann als zu vehement, zu ‚laut‘ und letztlich auch als ein Schritt zurück, weil ‚wir‘, der Teil und ich, schon in Kontakt sind. Ganz besonders, wenn es sich um scheue Teile handelt.“


Vielen Dank für diese Frage. Der Schritt des Begrüßens ist ein interessanter Punkt in der Entstehung einer inneren Beziehung; und oft ist dieser Schritt ungewohnt.


Wozu dient das Begrüßen?

Im Kern bedeutet der Schritt des Begrüßens, bewusst in einen Kontakt zu kommen, der von Interesse und Offenheit (bzw. Nicht-Wissen) gekennzeichnet ist. Wie stark dieser Schritt kommuniziert wird, hängt davon ab, wie mein inneres Gegenüber, der Felt Sense, ist: Bin ich beispielsweise überschwemmt von Gefühlen, so ist wohl ein klares, deutliches Anerkennen angesagt: Ich sehe, wie stark deine Gefühle sind. Ist es dagegen eher scheu oder kaum wahrnehmbar, so ist das Begrüßen vielleicht nur eine Art Nicken, ein Blickkontakt oder ein sich Zuwenden. Genauso deutlich, aber ganz leise und zart.


In dem Akt dieser Zuwendung liegt zum einen etwas sehr Bewusstes: Ich wende mich dir bewusst zu, mit der Intention dich ‚dort‘ kennenzulernen. Zum anderen ist dieser Schritt geprägt von Empathie. Ich muss nicht alles liebhaben, wie ein Klient von mir einmal so schön sagte. Vielmehr geht es darum, wahrzunehmen wie es tatsächlich ist; wenn ich zuhöre, wird es mir mehr und mehr mitteilen.


Egal wie das Begrüßen artikuliert wird, geht es immer um den Anfang einer Kommunikation bzw. eines Miteinanders. Denn Begrüßen tue ich nicht fertige „Teile“, sondern einen sich formenden, subtilen Prozess, in dem Neues auftauchen möchte.


Brauche ich das Begrüßen überhaupt?

Der zweite Aspekt Ihrer Frage ist, ob und wann das Begrüßen überhaupt nötig ist. Bin ich nicht schon im Kontakt, wenn es auftaucht? Als Erstes: Dies kann auf jeden Fall so sein, denn Sie selbst sind die Expertin für Ihren Prozess. Es gibt keine Vorschriften.


Manchmal jedoch, auch wenn ich meine schon in gutem Kontakt zu sein, fällt es mir ein, noch einmal zurückzutreten und etwas in mir wirklich zu begrüßen. Einen Schritt zurückzugehen, durchzuatmen und einfach anzuerkennen: Wir sind Zwei, und ich bin interessiert an dir. Ich muss nichts verstehen oder analysieren. Ich möchte dich erst einmal einfach nur kennenlernen. Ich begrüße dich, so wie du bist, ohne dich vollständig zu verstehen oder etwas über dich sagen zu wollen. – Wenn mir dies einfällt, dann kommen mehr Ruhe und größere Bewusstheit in mein Focusing. Ich gehe wieder mehr in den Kontakt und schaue, was eigentlich in mir lebendig ist.

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