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Tipps & Tricks Nr. 30 – Wie kann ich meine Selbstachtung wahren, wenn ich mich kritisiert fühle?

Jemand stellt folgende Frage:


„Wenn mir jemand sehr kritisch begegnet, und das nicht als direkter "Angriff", sondern eher auf nonverbaler Ebene (das Gesicht drückt eher Ablehnung bis hin zu Leere aus), finde ich es schwer, bei mir zu bleiben. Hinterher muss ich dann meine Mitte erst wieder herstellen. Wie schaffe ich es, in meiner Selbstachtung und Selbstliebe zu bleiben, die Haltung des anderen nicht auf mich zu beziehen und trotzdem offen für ihn und das Gespräch zu sein - zumindest im Sinne des Respekts für den anderen?“


Vielen Dank für diese Frage. Sie schildern eine Situation, in der Sie sich durch das Verhalten einer anderen Person angegriffen fühlen. Das Gefühl kritisiert zu werden ist in dem Moment so stark, dass Ihre Mitte – Selbstachtung und Selbstliebe – verloren geht und erst später wiederhergestellt werden kann.


Mitbekommen, was passiert

Wenn Selbstachtung und Selbstliebe verloren gehen – wie verlieren Sie diese genau? Wahrscheinlich indem Sie sich mit etwas anderem identifizieren. Der Trick in einer solchen Situation ist es, dieses Verschwinden als Indikator nehmen zu können, dass Sie in einen Prozess hineinkommen, der sich nicht mehr gut anfühlt. Es fühlt sich im Gegenteil unsicher an, wie ein Angriff.


Langsam vorangehen anstatt in Reaktion zu gehen

Als Focuserin wissen Sie, dass es auf Ihre eigene Umgangsweise mit sich selbst ankommt, auch wenn der Angriff in einer äußeren Situation stattfinden mag. Sie möchten ja gerade Ihre Selbstachtung und Selbstliebe behalten können, was auch immer passiert (und in anderen Fällen mag dies klare Worte und Grenzsetzungen erfordern).


Passiert also solch ein deutlicher Umbruch in Ihrem inneren Erleben, so geht dieser Umbruch oft mit einer hohen Geschwindigkeit einher. Plötzlich sind da aggressive, explosive Anteile, die automatisch „anspringen“. Puls und Atmung können schneller werden.


Bemerken Sie dies, so heißt es: Langsam vorangehen. Sie nehmen sich Zeit, sich direkt mit sich selbst zu verbinden. Gehen Sie mit der Aufmerksamkeit zu sich, zu Ihrem Körper, zu dem, was tatsächlich gerade passiert. Es geht nicht darum, sich zu beruhigen oder zu befrieden; es geht darum, sich diesem Erleben freundlich und interessiert zuwenden zu können.


Sich zuwenden

Wenn Sie also bemerken, dass Sie Ihre Mitte in dieser Art und Weise verlieren, dann wenden Sie sich dem zu, was statt der gewohnten Mitte oder Selbstliebe da ist – und nehmen Kontakt auf, begrüßen es: „Ich bin jetzt bei dir.“ Machen Sie nicht den Fehler, in einen „idealen“, „ausgeglichenen“ Zustand zu wollen; konzentrieren Sie sich stattdessen darauf, wirklich in Beziehung zu gehen. Dafür kann es hilfreich sein, wenn Sie Ausatmen, sich zurechtrücken, Ihre Füße auf dem Boden spüren, Präsenzsprache benutzen.


Der Anteil von Ihnen, den Sie nun kontaktieren, hält wichtige Informationen für Sie. Es kann sein, dass Sie direkt von diesem Anteil her sprechen können. Dies geht allerdings nur, wenn Sie wirklich in einem guten Kontakt sind und sich offen und sicher fühlen.


Ein geschützter Rahmen

Mein Eindruck ist, dass diese Situation ein konkreter Hinweis darauf sein könnte, sich erst einmal in einem geschützten Rahmen sorgfältig mit der inneren Dynamik auseinanderzusetzen. Denn in Ihrem konkreten Fall scheint es keinen „direkten“ Angriff zu geben, der eine Grenzsetzung Ihrerseits nötig macht – was ja sonst oft der Fall ist; Sie spüren vielmehr, dass schon ein „ablehnendes“ oder „leeres“ Gesicht einer anderen Person ausreicht, aus der Balance zu kommen.


Aus der Kampflogik austeigen

Die Frage wäre also, ob es ein hierzu passendes, inneres Geschehen gibt. Hierzu nur noch ein weiterer Hinweis. Das Augenmerk liegt oft schnell bei dem „Angriff“, der dann abgewehrt wird. Meist wird in dieser „Kampflogik“ jedoch der Anteil übersehen, der sich die angenommene Kritik entweder zu eigen macht und zustimmt oder gegen Sie rebelliert oder Sie nicht spüren will – und mit diesem Anteil sind Sie identifiziert: „Ich fühle mich angegriffen.“


Erst wenn Sie stimmig sagen können „Ich spüre etwas in mir, das sich angegriffen fühlt, und ich bin jetzt bei dem und ich interessiere mich dafür es kennen zu lernen.“ bekommen Sie das zurück, was Sie als Selbstachtung, Selbstliebe und auch als Respekt für den Anderen bezeichnet haben.

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