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Tipps & Tricks Nr. 25 – Lege ich mich fest, wenn ich etwas laut beschreibe?

In einem Einsteigerpaket kommt folgende Frage auf:


„Ich fühle mich nicht wohl damit, etwas im Focusing laut zu beschreiben. Wenn ich meine eigenen, laut ausgesprochenen Beschreibungen höre, dann erscheint es mir so als ob ich im weiteren Verlauf auf genau diese Beschreibung festgelegt bin. Das stoppt meinen Prozess und unterbindet, dass ich etwas in mir weiter untersuchen oder von anderen Seiten kennenlernen kann. Was kann ich tun, um mich weniger festgelegt zu fühlen?“


Vielen Dank für diese Frage. Ich kann gut verstehen, wie unangenehm es sein muss, sich so festgelegt zu fühlen, nach dem Motto: „Jetzt habe ich es SO gesagt, dann muss ich auch dazu stehen, und dann IST es auch so.“ Dies mag gelten, wenn es darum geht, eine Aufgabe verbindlich zu übernehmen oder zu einer Meinung zu stehen, auf die andere sich verlassen müssen.


Veränderung = Anerkennung + Offenheit

Im Focusing sieht dies, wie Sie ja festgestellt haben, anders aus. Hier geht es darum, einerseits voll und ganz anzuerkennen, wie Sie etwas gerade erleben; andererseits ist es essentiell, weiterhin offen zu sein.


Durch die Kombination dieser beiden Aspekte bekommen Sie eine neue Haltung zu Ihrem inneren Prozess. Etwas so anzuerkennen, wie es ist, ist die Grundvoraussetzung für echte Veränderung. Dies funktioniert jedoch nur, wenn Sie gleichzeitig offen sind, dass sich Veränderungen ergeben.


„Im Moment“

Wie können Sie also voll und ganz annehmen, wie etwas ist, ohne es gleichzeitig festzulegen? Eine gut Hilfe kann es sein, dass Sie die zwei Worte „im Moment“ zu jeder Ihrer Beschreibungen hinzufügen. Nehmen wir ein Beispiel von mir; Für mich fühlt es sich anders an, ob ich sage „Ich spüre wie etwas in mir es unangenehm findet in Dänemark zu wohnen“ oder ob ich sage: „Ich spüre wie etwas in mir es IM MOMENT unangenehm findet in Dänemark zu wohnen.“


Merken Sie den Unterschied? Wenn Sie etwas im Moment anerkennen können, dann kann es im nächsten Moment wieder genau so sein ... oder eben anders. Sie kommunizieren also gleichzeitig Anerkennung UND Offenheit; und das ist oft eine Erleichterung.


Sie können sich das übrigens auch von Ihrer Begleitung wünschen. So hören Sie dann Ihre eigenen Worte (die sich festgelegt anfühlen) in dem neuen Kontext von „im Moment“ ... und fühlen sich dadurch vielleicht weniger festgelegt und wieder neugierig und offener. Schauen Sie sich dieses etwas humoristische Beispiel an (F=Focuser, B=Begleitung):


F: Ich spüre etwas in mir ist skeptisch.

B: Sie spüren etwas in Ihnen, das IM MOMENT skeptisch ist.

F: Ja, und ich merke es WILL auch skeptisch sein.

B: Aha, Sie merken, dass es im Moment auch skeptisch sein WILL.

F: Ja, es will immer und ewig skeptisch sein.

B: Und im Moment will es immer und ewig skeptisch sein.

F: Es fühlt sich gut an, dass es das einfach alles darf.

B: Sie spüren, wie gut es sich anfühlt, dass es das einfach alles darf.


„unter Anderem“

Einen ähnlichen Effekt bekommen Sie übrigens mit den Worten „unter Anderem“; zum Beispiel, wenn Sie einen Felt Sense auf eine einzige Emotion festlegen und dadurch nicht weiterkommen.

  • „Ich spüre, etwas in mir ist so wütend.“ wird dann zu

  • „Ich spüren, etwas in mir ist UNTER ANDEREM so wütend.“ oder sogar

  • „Ich spüre, etwas in mir ist IM MOMENT UNTER ANDEREM so wütend.“

So haben Sie noch weniger Festlegung und noch mehr Freiheit.

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