„Ich nehme mich selbst in die Verantwortung.“ Dieser Satz hilft mir dabei, mir immer wieder klar zu machen, dass ich eine aktive, gestaltende Rolle spielen kann, wenn es darum geht, aus alten und destruktiven Mustern auszusteigen – ohne „schuld“ zu sein oder einer vorgefertigten, schnellen Lösung hinterherzujagen.
Verantwortung ist nicht mit Schuld zu verwechseln. Vielmehr geht es darum, umzusetzen oder anzugehen, was ich in der inneren Arbeit klar als neue Möglichkeit (z.B. im eigenen Verhalten) erkannt habe. Dies ist wie ein tiefes Verständnis meiner gesamten Situation.
Beispiel: Ich nehme wahr, wie unangenehm es sich anfühlt, wie ich vorhin zu meinem Sohn gesprochen habe. Ich bin in Kontakt mit diesem Gefühl und kann klar erkennen, wie es mir mitteilt, eine neue Lösung für unseren Konflikt zu finden. Anstatt im Fühlen des Gefühls stecken zu bleiben, lerne ich neue Möglichkeiten in mir zu bewegen, zu formulieren und auszuprobieren – und stehe später durch einen Lernprozess gestärkt und geklärt da, anstatt die Unstimmigkeit ungenutzt zu lassen.
Die Möglichkeit mitzugestalten und zu lernen
Ich sage also nicht „Ich bin schuld, dass ich dies so erlebe“ oder „Ich bin schuld, dass ich dies nicht kann“. Stattdessen lade ich mich ein: „Ich nehme mich selbst in die Verantwortung“ im Sinne von „Ich habe jetzt die Möglichkeit, dies genauer anzuschauen und vor allem mitzugestalten und zu lernen.“
Nicht mehr nach Schuldigen suchen (inkl. mir)
Wenn ich einmal diese Möglichkeit sehe kann, dann verändert sich alles; denn ich brauche mich nicht mehr als Opfer zu sehen. Vielmehr fange ich an, mich als aktive, mitgestaltende, kreative Person zu betrachten, die lernen und wachsen kann.
Nicht mehr Opfer zu sein fängt damit an, nicht mehr nach Schuldigen (inklusive mir) zu suchen, sondern innezuhalten und neugierig zu werden. Ich frage mich letztlich nichts anderes als: Was ist?
Was passiert eigentlich genau (vor allem auch in mir)?
Wie kann ich dies im Detail beschreiben, als Gefühle, Gedanken, Bilder, Körpersensationen?
Ist es möglich, dies im Körper zu lokalisieren?
Woran merke ich, dass dies nicht stimmig ist?
Worum geht es dabei im Kern?
Was fehlt?
Zu bemerken, dass ich aktiv mitgestalten kann, ist eine weitere Phase, die einer gewissen Offenheit und Reife bedarf. Hier geht es darum, neue Möglichkeiten zu entwickeln und diese auch selbst zu prüfen:
Welche Art von aktivem und offenem Kontakt kann ich zu mir und meinem Erleben finden, anstatt nur zu ertragen?
Was kann ich lernen?
Was ist stattdessen möglich; was ist wichtig und erstrebenswert für mich?
Woran merke ich, dass dies etwas „Neues“ stimmig ist? Woran würde ich merken, dass es unstimmig ist?
Wie genau kann ich anfangen umzusetzen, was sich stimmig aber schwierig und herausfordernd anfühlt?
Nur dann kann ich in der inneren Arbeit hilfreich sein und organisch wachsen, wenn ich darauf bestehe, dass es eine Wahlmöglichkeit gibt hin zur Mitgestaltung und weg davon, mich als Opfer der Umstände zu sehen.