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Tipps & Tricks Nr. 127 – Außer sich geraten … und wieder Platz in sich nehmen

Ärger und Wut sind eine Herausforderung. Die Verlockung ist groß, den Ärger entweder nur zu unterdrücken oder mit Wucht in eine Beziehung zu geben. Beide Strategien sind, wie Sie vielleicht wissen, leidvoll - und haben eins gemeinsam.


Die Gemeinsamkeit liegt darin, dass ich mich nicht mehr ausreichend spüre, nicht mehr im Kontakt mit mir bin. In der ersten Variante (Unterdrücken) darf ich meine Gefühle nicht haben, in der zweiten Variante agiere ich das Gefühl gegenüber jemandem aus, einfach weil es so stark und impulsiv ist.


Teile um den Ärger herum

So wird es in Focusing-Sitzungen zum Beispiel oft sichtbar, dass Teile von mir Angst haben vor dem Ärger („schon wieder dieses unangenehmen Gefühl“ - „was, wenn ich das ausdrücken würde?“), andere Teile wiederum können Druck machen („so geht das nicht weiter!“). Oder unter dem Ärger liegt eine Verletzung, Trauer, ein Gefühl der Hilflosigkeit. Es gibt so viele Möglichkeiten.


Vom Ärger aus mir heraus gezogen

Weil Ärger so ein kraftvolles Gefühl ist, kommt es leicht dazu, in der einen oder anderen Art und Weise außer sich zu geraten.

In einer Focusing-Sitzung letztens wurde dies genau beschrieben: „Es ist, als ob ich aus mir herausgezogen werde … hinein ins Argumentieren, hinein ins Schimpfen, in die Beziehung“.


Wieder in mir Platz nehmen

Hilfreich in solch einem Moment ist tatsächlich, im Detail zu beschreiben, was tatsächlich passiert. Das kann zum Beispiel die aufsteigende Hitze sein, die Veränderung der Atmung, Bilder und Gedanken …


Das mit Abstand Wichtigste dabei ist es aber, bei sich selbst zu bleiben bzw. immer wieder zu sich selbst zurückzukehren.


Dies wurde in der o.g. Sitzung durch detailliertes Beschreiben, Erlauben und Reflektieren auch erreicht. Folgendes Bild entstand: „Es ist als ob ich wieder in mir Platz nehmen kann.“


Erlaubnis fühlt sich leicht an

In der Folge entstand ein überraschendes Gefühl von Leichtigkeit und Freude. Das Erlauben des Ärgers und der Angst vor dem Ärger veränderte das Erleben grundlegend. Bleibe ich also in mir, muss ich meine Freude und Leichtigkeit nicht aufgeben nur weil Ärger in mir entsteht


Gleichzeitig kann ich (in einem weiteren Schritt) entwickeln und verstehen, was der Ärger mir zeigt über mein Verhalten, meine Grenzen, meine Wünsche und wie dies mit der größeren Situation meines Lebens zusammenhängt.


Ich kann dann sagen „Jetzt, wo ich wieder Platz in mir genommen habe, kann ich sehen, dass es bei diesem Ärger um Folgendes geht: … und ich kann verstehen, was ich brauche, und zwar: ..."

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