Wie viele von Ihnen aus den Focusing-Kursen wissen, bin ich immer daran interessiert, wie Präsenz sich wirklich anfühlt. Es gibt ja so viele unterschiedliche Beschreibungen, die sehr individuell sind; und je spezifischer ich artikulieren kann, wann ich in Präsenz bin, desto leichter komme ich in Kontakt mit neuen Bewegungen und Möglichkeiten in mir. Heute habe ich zwei Beschreibungen solcher Präsenzqualitäten gehört, die ich so noch nicht gehört habe, und ich möchte Ihnen davon erzählen.
Eine der Übungen zur Erarbeitung der eigenen Präsenzqualitäten ist die Imagination eines schüchternen Tieres im Wald. Sie beide haben Blickkontakt, und Sie fühlen die Faszination und Magie der Begegnung mit diesem Tier. Das Tier repräsentiert etwas in Ihnen, das Aufmerksamkeit benötigt und wichtig für ihr Leben ist - und im Moment noch schwer in Worte zu fassen ist. Und die Frage lautet: Welche Qualitäten müssten Sie verkörpern, damit das Tier weiter bei Ihnen bleibt – und nicht wegläuft?
Die meisten Beschreibungen, die in dieser Übung genannt werden, umfassen Qualitäten wie Ruhe, Offenheit, Zugewandtheit, Empathie. Oder Annahme, Freundlichkeit, Gelassenheit, Interesse. Je genauer ich verstehe, welche dieser Qualitäten für mich persönlich bedeutsam sind, desto einfach kann ich dieses Wort als Erinnerung nutzen; eine Erinnerung an Präsenz, die eine Resonanz im Körper findet und wirklich spürbar ist.
Ein Wunder
Heute begegnete mir als Erstes folgende Beschreibung einer Präsenzqualität: „Spüren, dass die Begegnung [mit ________ ] wie ein kleines Wunder ist.“
Ja, was wäre, wenn Sie in der Focusing-Arbeit in erster Linie nicht Probleme oder Schwierigkeiten erleben, sondern kleine Wunder? Es wäre wohl ein Zeichen dafür, dass Sie wirklich offen, interessiert, langsam, vorsichtig, unvoreingenommen kennenlernen möchten, was Ihnen da begegnet. Diese Qualität beschreibt Focusing in einem Satz.
Was ich dann als Zweites hörte, passte genau zu dem Erleben eines Wunders.
ES ist interessiert an mir
Die zweite Qualität war: „Merken, dass ES auch interessiert ist an mir.“
Genau, was wäre, wenn ich bemerke, dass ich nicht nur ein kalter Beobachter von leblosen Objekten und Abläufen in mir bin, sondern dass diese Prozesse lebendig sind; dass diese Prozesse tatsächlich darauf reagieren, dass ich ihnen offen, herzlich, interessiert, lebendig gegenübertrete? (z.B. indem sie sich dann deutlicher formen, zeigen, artikulieren, entspannen.)
Es wäre wohl ein Zeichen für einen tiefen Dialog, eine echte Begegnung mit dem, was sich in mir zeigen und entwickeln möchte – zu einem Thema, einer Schwierigkeit, einer wichtigen Frage in meinem Leben. Ich bemerke dann, wie ES interessiert ist, wie es versucht zu kommunizieren, neue Wege zu finden und auch, wie ES interessiert daran ist, dass ich voll und ganz für es da bin - ohne Angst, Zweifel oder Bewertungen.
Ausprobieren
Probieren Sie es gerne für sich selbst aus. Wenn Sie mit etwas in Kontakt sind, das schwierig, problematisch oder unangenehm erscheint … testen Sie beide Sätze … und schauen Sie, ob und was sich in der Beziehung verändert, was zwischen Ihnen beiden möglich wird.