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Tipps & Tricks Nr. 110 – Zwei sehr unterschiedliche Bedeutungen von „Alles ist gut“

Kennen Sie den Wunsch, dass jetzt bitte endlich einmal „alles gut“ sein sollte? Etwas, das sich in etwa so anhört: „Diese ganzen Gefühle sollen sich jetzt endlich einmal geben; und diese Gedanken sollen endlich einmal ruhig sein. Warum kann nicht einfach mal alles gut sein?“


Zwei Bedeutungen fallen mir aus meiner Praxis spontan ein, wenn ich dieses „Alles soll gut sein“ höre.


Nein - Ich darf NICHT so sein, wie ich bin

Zum einen die Beziehungen, in denen ich nicht so sein darf, wie ich bin. In solchen Beziehungen bin ich emotional oft für die andere Person da, z.B. für Mutter und Vater oder Partnerin und Partner.


Nur wenn ich bestimmte Gefühle stetig verleugne, fühlt sich der Andere sicher oder angenommen oder anerkannt oder … Ich darf dann zum Beispiel niemals wütend werden. Oder traurig. Und falls ich doch wütend oder traurig bin, dann nur in mir, aber nicht in der Beziehung; ich sage dann vielleicht „Nein, alles ist gut.“ Oder „Ist schon gut.“


Später, wenn immer alles gut sein musste, sind mir diese Gefühle vielleicht fremd geworden. Ich verstehe sie nicht mehr, fühle mich selbst verloren oder verunsichert, wenn sie auftauchen. Dann ist es, als ob ich von mir selbst verlange: „Alles muss immer gut sein.“ Habe ich eine solche Beziehung zu mir selbst, so stecke ich hinter dieser Fassade fest.


Ja - Ich darf so sein, wie ich bin

Zum anderen fallen mir Beziehungen ein, in denen ich so sein darf, wie ich bin. In solch einer Beziehung fühlen sich beide Seiten grundsätzlich sicher. Es ist wie eine gegenseitige Haltung, eine Begegnung, die, wenn ich sie in Worte fassen würde sagt: „Alles ist gut.“ – an mir, an dir, an dem Erleben in unserer Beziehung.


Diese Form des „Alles ist gut“ lässt sich darauf ein, was ist. So ist es jetzt. Es ist möglich, alles ins Wort zu bringen, allem zuzuhören. Alles kann so sein, wie es jetzt gerade ist. Es herrscht keine Angst vor einem Gefühl oder einem Gedanken.


Und so kann die Beziehung von mir zu mir selbst werden: Wenn das verneinende „Alles ist gut“ zum bejahenden „Alles ist gut“ wird, dann gibt es die Möglichkeit für Wandlung und neues Wachstum.

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