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Tipps & Tricks Nr. 34 – Ich beschreibe mich selbst so, als ob ich damit gar nichts zu tun habe

Jemand stellt folgende Frage:


„Ich kann mich im Focusing detailliert beschreiben. Einerseits gefällt mir dieser Detailreichtum ganz gut; andererseits ist es dann so, als ob ich einen Mechanismus beschreibe, mit dem ich selbst nichts zu tun habe. Mir ist dann nicht klar, was ich damit anfangen soll. Ganz anders sieht es aus, wenn ich es schaffe wirklich einmal in Kontakt zu kommen. Dann ist es so, als ob ich etwas in mir begleite und wirklich bei dem bin, was dort passiert. Das ist sehr erleichternd; und diese Momente sind sehr fruchtbar, weil sich viel bewegt. Ich hätte gerne mehr Klarheit darüber, wodurch dies zustande kommt oder wie ich es besser unterstützen kann.“


Vielen Dank für diese Frage. Sie beschreiben, wie einfach es für Sie ist, detailliert wahrzunehmen und in Worte zu fassen was in Ihnen abläuft. Wirklich mit dem, was Sie da beschreiben, in Kontakt zu treten fällt Ihnen dagegen schwerer. Sie fragen sich, warum das so ist und wie es vielleicht einen Tick besser gehen könnte.

Zuerst einmal: Diesen subtilen Unterschied mitzubekommen ist überaus wichtig; und dies wäre auch meine erste Anmerkung und Idee dazu: Versuchen sie sooft wie möglich mitzubekommen, wenn Sie im detaillierten aber kontaktlosen Beschreiben hängenbleiben. Wie können Sie das machen?


Wie sprechen Sie mit sich selbst

Hören Sie dabei auf Ihre eigene Sprache. Vielleicht hört es sich ab einem bestimmten Punkt in der Sitzung eher beziehungslos und „kalt“ an. Seien Sie deshalb aufmerksam auf solche Qualitätsunterschiede. Sie benutzen eventuell Ausdrücke wie „der Teil da in mir“ oder „das dort“ oder andere eher „mechanische“ Beschreibungen, wie z.B. „… und dann passiert das… und jetzt macht es das … und dann ist es so …“. Das Grundgefühl dieser Sprache ist (ab einem bestimmten Punkt) eher mechanisch, kalt, abgewandt; aber auch hilflos, ausgeliefert, ertragend, passiv.

Wenn ich solch einen Prozess begleite, dann bemerke ich beispielsweise, dass

  • das Wort „Ich …“ oder „Ich spüre …“ fast nie vorkommt

  • es kaum Innehalten gibt

  • es kaum wirkliches Interesse und Zuhören an dem inneren Gegenüber gibt

  • es keine direkte Ansprache mit dem „Du“ gibt. Alles ist „es“ oder „Teil“.

  • es kaum Würdigung und Anerkennung gibt („kein Wunder…“, „oh … so geht es dir…“)

  • es keinen Dialog („Ich kann hören, dass du …“) gibt

  • es einen ständigen Fluss von Beschreibungen gibt, die wie aneinandergereiht wirken

  • es oft einen tief verwurzelten Wunsch gibt, etwas „herauszufinden“ oder „zu verbessern“.



Der richtige Zeitpunkt

Wenn dies passiert, dann kann es hilfreich sein, die Phasen des Inner Relationship Focusing noch einmal zu rekapitulieren. Wenn Sie mit einem Thema in Kontakt treten, dann wäre es angemessen, sehr detailliert zu beschreiben; denn hier geht es um die langsame Formung eines Felt Sense. Sobald Sie aber einen lebendigen Felt Sense haben, geht es um die Vertiefung des Kontakts und darum, zu einem lebendigen Gegenüber zu werden. An die Stelle des Beschreibens tritt dann in dieser Phase der Dialog.


Der klare Übergang in den Dialog

Wenn Sie diesen Übergang vom Kontaktnehmen in einen tiefen Kontakt klar gestalten können, dann werden Sie bemerken wie Ihre Sprache mehr und mehr einem Dialog (anstatt einer Beschreibung) gleicht.

  • Sie sprechen dann Ihr Erleben („etwas in mir“) direkt mit dem „Du“ an.

  • Sie interessieren sich für dessen Meinung, dessen Empfinden, und was es Ihnen mitteilen möchte.

  • Sie sind nicht daran interessiert, etwas über es herauszufinden, sondern es zu verstehen und Raum zu geben.

  • Sie vertrauen darauf, dass es eigenen Lösungen oder Lösungsideen findet bzw. dass diese im Dialog entstehen.

  • Sie spüren keinen Druck, dass es sich ändern müsste.

  • Ihre Sprache ist von aktivem Einfühlungsvermögen geprägt: „Kein Wunder, dass du …“, „Kein Wunder, dass es dir …“, „So ist das für dich…“, „Das ist dir wichtig…“

Dies ist ein wichtiger Übergang, der manchmal nicht so einfach ist. Sich bewusst zu werden, wann Sie welche Art der Sprache benutzen (Beschreibung oder Dialog) ist für die richtige Anwendung des im Inner Relationship Focusing Gelernten sehr hilfreich.

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