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Nr. 195 – Akzeptanz ohne Hoffnung

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich freue mich, dass Sie sich für meine Arbeit interessieren.

Als ich noch jung war :-) hatte ich einen Traum von einer tödlich verletzten, sterbenden Frau. In einer Supervision durfte ich mit diesem Traum arbeiten, und ich habe etwas sehr Wichtiges daraus gelernt.


Im Traum ging es darum, dass ich alles versuchte, diese Frau vor dem Tod zu retten. Es war das Wichtigste in meinem Leben. Aber jeder Rettungsversuch war zum Scheitern verurteilt. Sie war sehr schwer verletzt, und vor allem suchte ich an der falschen Stelle.


Erst ganz zum Schluß fragte die Supervisorin: Was möchtest du jetzt als Abschluß noch tun? Gibt es etwas, was im Traum nicht möglich gewesen war; etwas, das du vorher nicht konntest oder auf das du nicht gekommen bist?


Und da war die Antwort, spontan und direkt aus dem Erleben: Ich möchte bei ihr sein, wenn sie stirbt. Ich möchte nicht, dass sie dabei alleine ist.


Vor meinem inneren Auge (wir waren im Focusing) sah ich die Frau, wie sie da lag. Ich war jetzt da und hatte akzeptiert, dass sie sterben wird. Sie drehte ihren Kopf zu mir, scheinbar im Prozess des Sterbens, und sie öffnete die Augen und schaute mich direkt an.


Noch nie in meinem Leben hatte ich eine so intensive Erfahrung von Liebe in meinem Körper gehabt. Es schien, also ob durch ihre Augen die Liebe in mich hineinströmte und jede einzelne Zelle meines Körpers fing an zu singen und gleichzeitig zu weinen.


Etwas in mir, ein bis dato völlig vernachlässigter Teil, fing an lebendig zu werden. Ich hatte ein

Dilemma gelöst und durch die Akzeptanz des Sterbens eine Lösung ins Leben hinein gefunden.


Dies ist mir passiert, möglich geworden durch die geschickte Einladung der Supervisorin, mit der ich zu der Zeit arbeiten durfte. Es war keine "Eigenleistung"; und kein Suchen nach einer "Lösung" hatte geholfen. Einzig und allein die Akzeptanz ohne Hoffnung war wirkungsvoll - und zwar ohne dass sie mir "verschrieben" wurde oder ich darüber etwas gelesen hatte und dies nun "wollte".


In der Arbeit mit meinen Klientinnen und Klienten gibt es öfters ganz ähnliche Prozesse. Es sind Prozesse des Wieder-Auflebens und des Wieder-Aufstehens. Teile von uns, die niedergeknüppelt, zerstört, vernachlässigt, ignoriert, lächerlich gemacht wurden und so vieles mehr ... STEHEN AUF, KLOPFEN DEN STAUB VON IHREN KLEIDUNGEN und sind wieder im Leben.


So bekommen wir Lebensenergie zurück und Mut. Durch die Arbeit mit den inneren Teilen, denen es so geht, werden wir Schritt für Schritt wieder vollständig und lernen vor allem eins: Nach der Akzeptanz ohne Hoffnung, wenn uns dies überhaupt gelingt, geht es darum, sich voll und ganz hinter den Teil zu stellen, der wieder aufsteht und Hoffnung schöpft.


Es geht darum, diesem Teil zu sagen, dass Sie jetzt da sind, ohne Wenn und Aber und unterstützen, was früher nicht möglich gewesen war.


Ich freue mich immer, von Ihnen zu hören; sei es mit Fragen, Kommentaren oder dem Wunsch, einen 1:1-Online-Kurs oder -Einzelsitzungen mit mir ins Auge zu fassen.


Viele Grüße aus Roskilde, Elmar Kruithoff

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