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Nr. 167 – Nachdem alles gesagt ist …

Jemand kommt mit großen Gefühlen und großem Durcheinander zur Sitzung. Der erste Impuls ist, darüber zu sprechen. Das fühlt sich sinnvoll an. Wenn alles gesagt wurde, dann gibt es eine Pause. Und die Chance, zum ersten Mal überhaupt da zu sein.


Diese Chance kann ich mir nicht entgehen lassen, denn ich weiß: Nachdem alles gesagt ist über eine bestimmte Situation, gibt es diese kurze Stille, die ich nutzen kann, um allem neu zu begegnen. Diesen Punkt zu finden ist Übungssache, bevor die Wiederholung kommt.


Ich lade dann beispielsweise ein: „Nimm dir Zeit, deinen Körper wahrzunehmen, vielleicht erst einmal als eine gesamte Form.“ und „Nimm wahr, wie du einfach anwesend bist.“; und wenn ich mich selbst dabei erwische, mich sprechend im Kreis zu drehen, sage ich so etwas wie „Oh, jetzt ist aber Schluss damit, ich nehme mir jetzt Zeit nochmal neu anzusetzen und meinen Körper wahrzunehmen.“


Nur wenn wirklich spürbar ist „Ich bin da“, dann wird ein weiterer Schritt möglich. Ich kann einladen, was als Echo auf unser Gespräch hier und jetzt präsent ist oder auftauchen möchte; und: Ich kann dem begegnen, was mich bewegt.


Bei schwierigen Gefühlen oder verworrenen Sachverhalten fehlt meist eine wichtige Person: Sie selbst. Sie denken vielleicht: „Das fühlt sich so unangenehm an. Ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll“.


Wären Sie jedoch im oben genannten Sinne anwesend, da, so würden Sie wohl dazu finden können dem zu begegnen: „Ich kann sehen, du brauchst mich, dir geht es nicht so gut… Ich nehme mir jetzt Zeit für dich. Ich interessiere mich.“


Diesen Schritt zu gehen ist einfach, auch wenn es anfangs einiger Übung bedarf. Es ist hilfreich, zu erkennen, wann alles gesagt ist – und wann es Zeit ist, aufzutauchen und anwesend zu sein, für alles das, was (noch) nicht in Worte zu fassen war - und dafür die Begegnung mit Ihnen braucht.

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